Bei der Antwort will er offensichtlich sowohl jene marxistische Interpretation, die den Krieg als notwendige Folge kapitalistischer Weltmarktkonkurrenz erklärte als auch die historische Argumentation Fritz Fischers, in der die Ereignisse auf Pläne und Handlungen ganz bestimmter Menschen zurückgeführt werden, umgehen. Hobsbawm frägt (ich kehre die Reihenfolge um) nach den Ursachen des Ersten Weltkriegs. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. 21:00
Aus: Die Auswärtige Politik des Deutschen Reiches 1871–1914, hrsg. Imperialistische Politik wurde verstanden als die Sicherung von Rohstoff- und Absatzmärkten. Ausdrücklich wird sie nur dreimal gestellt. Wodurch aber kommen die konstatierten Merkmale des Zeitalters zustande?Geht man dieser Frage nach, fällt auf, daß Hobsbawm die Bedinungen sozialer Praxis - von der zitierten Ausnahme abgesehen - nicht analysiert. Es kommt aber ganz leise daher. Tatsächlich war es besonders nationales Prestigedenken, das als "Hurra-Patriotismus" zu einem übersteigerten Nationalismus führte, der nicht selten in chauvinistischen Hetztiraden endete. Die letzteren sind von unterschiedlicher Natur. Jahrhunderts bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914. Hier zeigt sich Hobsbawms Größe. Von Anfang bis Ende wendet sich Hobsbawm quasi im Plauderton „an alle, die ein Interesse daran haben, die Welt zu verstehen“. Der Imperialismus setzte um die Mitte der 70er Jahre des 19. Und wer macht sich schon Gedanken darüber, daß das Fahrrad - rückblickend eine der wichtigsten Erfindungen des imperialen Zeitalters - für Männer ein Mittel der Fortbewegung, für Frauen aber auch ein Vehikel ihrer Emanzipation bedeutete? Erst Hobsbawms brilliante Ausführungen zu den Übertragungen des Konzepts der Heimat auf dasjenige der Nation, wie sie für alle Länder der „ersten Welt“ in dieser Epoche kennzeichnend waren, vermochte die Berechtigung, ja Notwendigkeit einer universalhistorischen Betrachtung als Rahmen für die räumlich notwendig begrenzten - Analysen konkreter Entwicklungsprozesse einsichtig zu machen.In dem Kapitel über den Nationalismus schlägt Hobsbawms Beschäftigung mit „erfundenen Traditionen“ (vgl.
An dieser Stelle ist Hobsbawms Kausalanalyse überzeugend, weil sie bestimmte wirtschaftlich-politische Strategien auf konkrete Trägergruppen und deren Handlungsbedingungen zurückführt, und auch die Möglichkeit unterschiedlicher Praxis bei gleicher Strukturbedingung in Betracht zieht.Ein derartiges analytisches Konzept bleibt in diesem Buch punktuell.
klicken Sie zum Weiterlesen auf den folgenden Button Nach der Feststellung, die Debatte über diese Frage sei (spätestens seit Lenins Schrift über den Imperialismus) mit derjenigen über den Marxismus verknüpft und deshalb auch emotional besonders aufgeladen, macht er sich vollkommen unaufgeregt daran, die wirtschaftliche Dimension der Kolonialisierungsstrategien zu betonen und gleichzeitig die Annahme, diese Politik hätte sich insgesamt als wirtschaftlich profitabel erwiesen, über Bord zu werfen. Neben den traditionellen Kolonialmächten Großbritannien, Frankreich und Russland beteiligten sich neue, aufstrebende Mächte - USA, das Deutsche Reich, Belgien, Italien, Japan - am Wettlauf … Jahrhunderts in Großbritannien ein und erfasste in den folgenden Jahrzehnten wie in einem Rausch die Großmächte der Welt. Noch auffälliger ist eine Einheit der deutschsprachigen Kultur, die erst nach der Gründung der Republik Österreich 1918 in den Hintergrund trat. In der Julikrise, die 1914 in den Ersten Weltkrieg mündete, spielten Militär und Politik in Österreich eine besonders aggressive und verhängnisvolle Rolle. ■ Eric J. Hobsbawms „Das imperiale Zeitalter 1875-1914“Dieses Buch ist ein Paukenschlag. Eric J.Hobsbawm und Terence Ranger (Hrsg. Übrig bleibt die Feststellung einer Überlagerung von innenpolitischen und internationalen Krisen sowie die Aushöhlung des Friedens. So unterschiedlich diese Zivilisationen im einzelnen auch gewesen seien, so habe sie doch ihre übereinstimmende militärische Unterlegenheit gegenüber der „ersten Welt“ allesamt zu Bestandteilen einer „zweiten Welt“ gemacht. Das gilt nicht nur im Hinblick auf jene ganz konkrete soziale Praxis, deren Analyse den Rahmen dieses Buches sprengen würde, sondern auch für ihre allgemeinsten Voraussetzungen: weder die Regularisierung von Lebensvollzügen durch Bürokratisierung und Institutionalisierung noch die Entwicklung der Medien werden als neue Bedingungen für soziale Praxis und als Voraussetzungen für die Verallgemeinerung bestimmter Lebensformen thematisiert.Was Hobsbawm vorgelegt hat, ist keine Strukturanalyse des imperialen Zeitalters. Jahrhunderts in Großbritannien ein und erfasste in den folgenden Jahrzehnten wie in einem Rausch die Großmächte der Welt. Nach allem, was wir gelernt haben, ist das ein unmögliches Unterfangen. Wer meint, Hobsbawm seien diese Trends entgangen, irrt. Doch als im Kapitel über die „Arbeiter der Welt“ die illustrierenden Hinweise aus Österreich, Frankreich, England, den USA und weiteren Ländern einander ablösten, da stand doch die Überzeugung, daß das Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit auch als ein - durch konkrete Praxisformen und damit Wertvorstellungen - geprägtes kulturelles Verhältnis zu interpretieren sei, der Bereitwilligkeit im Wege, sich erneut auf bereits überwunden geglaubte Darstellungen von einer Entwicklung „des“ Kapitalismus einzulassen. Die Auflösung der seit dem 17.Jahrhundert tradierten Vorstellungen vom Universum, die er für eine der einschneidensten Entwicklungen der Jahrhundertwende hält, steht für Hobsbawm mit der Tatsache in Zusammenhang, daß die Konfrontation mit unerwarteten und unerwünschten Folgen des Fortschritts bisherige Gewißheiten damals so grundlegend erschütterten, daß vieles für möglich gehalten werden mußte, was bislang undenkbar war.Hobsbawms dritte Frage nach dem Warum gilt der Entstehung der neuen Kolonialreiche, jener Entwicklung, auf die sich der Titel seines Buches bezieht. Es kommt aber ganz leise daher.